„Das SVS-Projekt Schweiz ist Teamarbeit“
Interview mit der Mitinitiantin Angela Seifert über das Schweizer Sudval-Schule (SVS) Projekt.
Worin unterscheidet sich das SVS-Modell zu andern Modellen wie z.B. Montessori- oder Steinerschulen?
- Ich habe aus eigener Anschauung verschiedene alternative Schulmodelle auch „von Innen“ kennengelernt. Da gibt es ein paar entscheidende Unterschiede die ausmachen, dass es sich spezifisch um eine Schule mit SVS-Konzept handelt.
Könnten Sie zwei Hauptunterschiede erläutern?
- Überall, wo sich Menschen in einer Organisation zusammenfinden, kommt der Punkt, wo es „menschelt“ (Theorie und Praxis im Widerstreit), so ist es auch an den SVS’s. Damit diese unvermeidlichen Situationen sich in konstruktiven Bahnen abspielen können, kennt das SVS-Konzept dafür schlanke, praxisfreundliche Strukturen z.B die wöchentliche Schulversammlung oder das Justizkommitee, basierend auf demokratischen Grundlagen.
- Und zweitens: Das bedeutet konkret, dass die SVS im Alltag – seinen Problemen und Lösungsfindungen – in erster Linie von demokratischen Strukturen geleitet ist und nicht von Lehrpersonen, ihren subjektiven Befindlichkeiten oder einem definierten Lehrplan
Gibt es einen SVS-Markenschutz wie es z.B. für Montessori-Schulen üblich ist?
- Nein, das ist nicht nötig, weil es klar ist, was es braucht, dass eine SVS funktioniert, denn nur darum kann es gehen.
Was braucht es zum Beispiel?
- Dass die Lehrpersonen sich an der Jahresversammlung einer Wiederwahl stellen, also keine Beschäftigungsgarantie haben.
Könnte die Regel zur jährlichen Wiederwahl für Lehrpersonen an einer SVS auch geändert werden?
- Auf jeden Fall. Das ist gerade einer der Kernpunkte im SVS-Konzept.
Jede Person, ob Kind oder Erwachsener, könnte jederzeit an der Schulversammlung einen Antrag auf Beschäftigungsgarantie für LP’s stellen. Sie hat sich aber natürlich dem darauf folgenden demokratisch gefällten Abstimmungsentscheid darüber zu fügen, kann aber den Antrag so oft wiederholen wie es ein Anliegen bleibt.
Ist das SVS-Modell politisch oder religiös ausgerichtet?
- das SVS-Modell ist politisch und religiös absolut neutral. Es vertritt das Konzept von Demokratie und Freiheit.
Da die SVS eine Privatschule ist, stellt sich die Frage der Schulkosten, also wer sich diese Schule leisten kann. Welche Gedanken haben sie sich dazu gemacht?
- da sprechen sie einen politischen Sachverhalt an. Aus diesem Grund müssen wir von Anfang an eine finanziell solide Grundlage schaffen. Diese soll ermöglichen, dass sich alle Eltern, wenn das Schulgeld pro Monat und Kind zwischen sFr. 200.- -300.- liegt, diese Schulwahl in Betracht ziehen können. So gesehen ist dieses Projekt eine Start-Up-Unternehmung bis sich die Schule dann ab einer entsprechenden Schulgrösse selbst finanzieren wird.
Haben Sie schon eine SVS besucht?
- Ja, ich war in Holland und besuchte dort in Amersfoort eine SVS. Ich habe gesehen, dass es hier ganz klar um die Umsetzung der Grundstrukturen des SVS-Konzeptes geht und dieses Modell auch für die Menschen in Holland funktioniert.
Noch zwei persönliche Fragen… warum möchten Sie eine SVS gründen?
- Das werde ich oft gefragt, so im Sinn „jetzt sind doch deine Kinder erwachsen?“ Aber das Bildungsthema begleitet mich schon seit ich eine 1.-Klässlerin geworden bin. 15 Jahre später habe ich dann im Lehrerseminar eine Abschlussarbeit zum selbstgewählten Thema „Rudolf-Steiner-Pädagogik“ geschrieben. Und heute, nach der Familienzeit, habe ich neben meiner Tätigkeit als Musikerin Zeit, endlich an die Umsetzung meines langjährigen Anliegens zu gehen.
… und wollen sie das ganz alleine angehen?
- Das ist überhaupt nicht die Idee! Das ist eine Teamarbeit. Je mehr Mit-PlanerInnen und UmsetzterInnen dabei sind, desto früher kann eine SVS in der Schweiz eröffnet werden.